Es muss nicht immer Olympia sein

Multitalent Helmut Hiess ist einer der erfolgreichsten Breitensport-Segler des Landes

 

Begonnen hat er auf der Alten Donau, ausgelassen hat er so gut wie nichts: 22 Staatsmeistertitel in fünf verschiedenen Klassen konnte Helmut Hiess ersegeln, dazu unzählige Landesmeistertitel, Schwerpunkt-Stockerlplätze und sogar einen Senioren-Europameistertitel. Ein erfolgreicher Breitensportler, ein Amateur im besten Wortsinn, der das Segeln stets geliebt und in sein Leben integriert hat. Verwurzelt ist diese Liebe an der Unteren Alten Donau, dort, wo der Herr Papa seinerzeit den Segelclub Handelsministerium gegründet hat. Hier gewann Helmut Hiess 1960, im Alter von 13 Jahren, auf einem Mietboot seine erste Regatta, von hier aus wilderte er in vielen Klassen: OK-Jolle, FD, Korsar, Finn, Laser, Soling, Starboot, 15er-Jollenkreuzer, Shudar, DN-Eisschlitten, Strandsegler – kein Gefährt, kein Gegner, kein See war vor ihm sicher. In den Siebziger Jahren nahm er zwei Mal die Mühen einer Olympiaqualifikation auf sich, ein Mal im Finn, ein Mal im Soling, verpasste aber jeweils die erforderlichen Limits knapp. Der Liebe zum Segeln tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil: In späterer Folge erweiterte Hiess seinen Aktionsradius auf die Szene der Fahrtensegler-Regatten und stand bei diversen Cups oftmals auf dem Stockerl.

Seine haltbarste Verbindung aber ist jene zum Piraten: Anfang der 60er Jahre begann Hiess auf dem charakteristischen Knickspanter einen Erfolgslauf, der bis heute anhält. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea war und ist er eine Größe in der Szene; den alten Fuchs zu schlagen – daran beißt sich immer noch manch Junger die Zähne aus.

Helmut Hiess-Langzeitliebe Pirat


Nächstes Jahr feiert Helmut Hiess seinen 60. Geburtstag, seit heuer ist er in Pension. Seine Segelmacherei, in der er seit 1974 Surfsegel, Planen, Architekturlösungen und Segel für Fahrten- und Tourensegler gefertigt hat, wurde verkauft, das Geschäftslokal in Wien aufgelöst. Am Wasser will er sich aber noch lange nicht zur Ruhe setzen: „In meinem Leben hat das Segeln immer eine wichtige Rolle gespielt,“ zieht Hiess Bilanz, „und das soll sich auch in Zukunft nicht ändern.“ Deshalb wird sein Pirat nicht eingemottet, sondern aufpoliert: 2007 steht nicht nur der nationale Schwerpunkt-Zirkus auf dem Programm sondern auch die Europameisterschaft in Warnemünde. Ganz nach dem Motto: Nur nicht nachlassen!

Quelle: ÖSV-Aktuell, Judith Duller, 2006